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Möglicher Exit aus dem Lockdown

Kölner Konsortium arbeitet an Covid-19-Pass

Hendrik Geisler, www.ksta.de

Köln, 16.04.2020 – Wie kann ein Leben mit dem Coronavirus gelingen, ohne dass hinter jedem Menschen, der einem gegenüber steht, auch ein Infizierter vermutet wird? Microsoft-Gründer und Philantrop Bill Gates präsentierte bei einer Frage-Antwort-Runde auf der Plattform Reddit als Lösung für dieses Problem kürzlich die Entwicklung eines digitalen Gesundheitszertifikats. Mit dessen Hilfe könne eine Person zum Beispiel nachweisen, ob sie Covid-19 bereits überstanden hat, kürzlich negativ auf das Virus getestet oder ihr ein Impfstoff verabreicht wurde. Nur wenige Wochen nach Gates’ Einlassungen hat ein Kölner Konsortium – bestehend aus der Kölner Uniklinik, dem städtischen Gesundheitsamt, einer Handvoll Unternehmen und Deutschlands größtem Corona-Testlabor – die Entwicklung eines solchen Zertifikats abgeschlossen.

Ziel dieser Lösung ist ein unanfechtbarer medizinischer Nachweis eines negativen Tests oder einer Impfung, um zum Beispiel mit Immunität einen internationalen Flug antreten oder wieder Verwandte in einer Pflegeeinrichtung besuchen zu können – ein digitaler Pass also, der belastbar Auskunft über den Gesundheitsstatus gibt. Dieser Nachweis kann zum einen in einer eigenständigen App oder webbasierten Anwendung eingesetzt werden, in der jeder Schritt vom Besuch einer Arztpraxis bei ersten Symptomen bis zum fertigen Ergebnis dokumentiert wird. Zum anderen sollen die Informationen auch mit anderen IT-Systemen über einfache Schnittstellen datenschutzfreundlich geteilt werden können.

„Schrittweise Exit aus dem Lockdown“

„Das Konsortium bietet eine geeignete Lösung für den schrittweisen Exit aus dem Lockdown für die Region Köln, aber auch für ganz Deutschland und sogar für Europa“, sagt Ines Manegold, Geschäftsführerin des Kölner Vereins Digital Health Germany.

Mehrere Mitgliedsunternehmen haben eine zentrale Rolle bei der Arbeit am „Digitalen Corona-Gesundheitszertifikat“ eingenommen: m.Doc ist Spezialist für digitale Patientenkommunikation, Healex bereitet Gesundheitsdaten für die Forschung auf, Ubirch garantiert die Unverfälschbarkeit von Daten über die Blockchain-Technologie. Beteiligt sind auch die Boston Consulting Group und die Fluglinien-Tochter Lufthansa Industry Solutions.

Die Bundesdruckerei sorgt mit ihrer Beteiligung dafür, dass Identitäten pseudonymisierte Daten zweifelsfrei zugeordnet werden können. Und mit der Kölner Uniklinik sowie dem Labor Dr. Wisplinghoff, das täglich Tausende Corona-Tests durchführt, sind wichtige Partner mit Patientenkontakt an Bord.

„Ein Stück weit Normalität“

Rainer Minz, Aufsichtsratsvorsitzender der Kölner Uniklinik, nennt das Zertifikat eine Lösung für einen „smarten Lockdown“. Einen Alltag also, in dem zwar Kontaktsperren teilweise aufgehoben sind, in dem beispielsweise auch wieder unter Auflagen gereist werden darf, aber dennoch dafür gesorgt werden muss, dass die Ausbreitung des Virus nicht wieder an Fahrt gewinnt, sondern Infektionsketten schnell aufgedeckt und Infizierte isoliert werden. „Das Zertifikat hilft, ein Stück Normalität zurückzugewinnen“, sagt Minz.

Unterdessen tauscht sich die Kölner Gruppe mit jenem Konsortium aus, das aktuell an der Corona-App arbeitet, die schon bald Infektionsketten aufdecken soll. In dieser App könnte das Digitale Corona-Gesundheitszertifikat eine wichtige Funktion erfüllen, indem es Meldungen von Infektionen Glaubwürdigkeit verleiht.

Für die weitere Verbreitung des Zertifikats könnte außerdem sorgen, dass deutsche Unikliniken in großen Teilen die gleichen IT-Systeme verwenden, eine Schnittstelle also nicht vielfach, sondern nur einmal programmiert werden müsste.

Beteiligte arbeiten pro bono

Derzeit arbeiteten die Beteiligten noch pro bono, über eine Projektunterstützung durch Land, Bund und europäische Investitionsbank gebe es jedoch bereits Gespräche, sagt Minz.
Am kommendem Montag geht das Zertifikat in den ersten Härtetest: Dann werden erstmals Patienten im Labor und der Uniklinik mit dem Nachweis über jeden Schritt ihres Testverlaufs ausgestattet. Das Ziel bestehe zunächst darin, alle Kölner Kliniken anzubinden, sagt Minz. Die städtischen Kliniken und jene der Cellitinnen hätten bereits ihre Bereitschaft signalisiert.

Derzeit arbeiteten die Beteiligten noch pro bono, über eine Projektunterstützung durch Land, Bund und europäische Investitionsbank gebe es jedoch bereits Gespräche, sagt Minz.
Am kommendem Montag geht das Zertifikat in den ersten Härtetest: Dann werden erstmals Patienten im Labor und der Uniklinik mit dem Nachweis über jeden Schritt ihres Testverlaufs ausgestattet. Das Ziel bestehe zunächst darin, alle Kölner Kliniken anzubinden, sagt Minz. Die städtischen Kliniken und jene der Cellitinnen hätten bereits ihre Bereitschaft signalisiert.